Streuobstwiesen

Zu allen Jahreszeiten prägen Streuobstwiesen unser Landschaftsbild in besonderer Art und Weise. Der Landschaftsraum des Bottwartals ist wie viele andere Schwäbische Regionen neben dem Weinbau durch den Streuobstbau geprägt: Hochstämmige Obstbäume stehen meist im lockeren Verband auf Grasland. Kennzeichnend sind Obstbäume wie Apfel, Birne, Kirsche oder Walnuss in verschiedenen Altersstrukturen, oft gemischt mit Steinobst (Zwetschgen, Pflaumen, Mirabellen), vereinzelt auch Wildobstwarten wie Speierling und Elsbeere. Das Grasland wurde ursprünglich landwirtschaftlich als Futter oder Einstreu im Stall genutzt. Streuobstwiesen wurden überwiegend auf Böden angelegt, die sich nicht für den Ackerbau eigneten. Durch die Grünlandnutzung, in der Regel eine ein- bis zweimalige Mahd oder eine Beweidung, hat sich eine spezifische Pflanzenzusammensetzung entwickelt. Besonders die bunten "klassischen" Blumenwiesen erfreuen uns im Frühsommer mit ihrer Blütenvielfalt. Die Pflanzengesellschaft der "Glatthaferwiesen" umfasst rund 70-80 Pflanzenarten, die bekanntesten Vertreter sind: Wiesen-Storchschnabel, Wiesen-Salbei,i Wiesen-Klee, Margerite, Wiesen-Bocksbart, Glockenblume, Flockenblume, Wiesen-Labkraut und Rote Lichtnelke.

So ist es nicht verwunderlich, dass unsere Streuobstwiesen zu den artenreichsten Lebensräumen (hohe Biodiversität) unserer Heimat zählen. Die hohe Strukturvielfalt schafft unterschiedlichste "ökologische Nischen". Sie sind Lebensraum für rund 5000 Tier- und Pflanzenarten und somit von überragender ökologischer Bedeutung. Für viele Tiere stellen Streuobstwiesen wichtige Ersatzbiotope und letzte Rückzugsgebiete dar. Stark gefährdete Arten wie diverse Fledermäuse oder der Gartenschläfer sowie zahlreiche Schmetterlings- und Hautflüglerarten (z.B. Admiral, Wildbienen) oder Vogelarten wie z.B. Steinkauz, Neuntöter, Spechte leben auf unseren Streuobstwiesen. Auf einer Streuobstwiese können sich sich rund 1000 Arten Gliederfüßer ansiedeln, von denen etwa 300 an den Pflanzen fressen, während 300 als Parasiten und 200 als Räuber auftreten, 200 Arten ernähren sich von Honigtau oder Epiphyten (vgl. Zehnder/Weller: Streuobstbau). Für rund 60-70 Vogelarten sind Streuobstwiesen Brutplatz, für andere Rastplatz oder Nahrungsquelle. Auch finden sich Vertreter von Reptilien und Amphibien, von Würmern und Schnecken.

Hervorzuheben ist auch die Bedeutung von Totholz für unzählige darauf spezialisierte Insektenarten. Neben dem Artenschutz und der Funktion als Erholungsraum haben die Streuobstwiesen noch wesentliche Bedeutung für das Kleinklima, den Boden- und Wasserschutz.

 


Informationsbroschüre:
Wiesenpflege in Streuobstbeständen mit Motorgeräten – welche Technik verträgt die Natur am besten?


Die Informationsbroschüre als pdf anschauen!
Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung
der Stadt Großbottwar.
(pdf hier anklicken, 500 KB)

 


Bestandsgefährdung

Streuobstwiesen sind Kulturlandschaften, die nur durch entsprechende Pflegemaßnahmen erhalten werden können. Ab Mitte der 50er Jahre ging die Nutzung der Hochstammanlagen zurück. Im Jahr 1965 gab es noch ca. 18 Mio. Büume, heute sind es nur noch rund 10 Mio. Auf der einen Seite stand der hohe Einsatz an menschlicher Arbeitskraft verstärkt in Konkurrenz zu Billigimporten, sowohl bei frischem Obst wie bei Saftkonzentraten. Auf der anderen Seite sah man mehr Effektivität durch die Anpflanzung von Niederstammbäumen in flurbereinigten Anlagen, die zeitsparender maschinell bewirtschaftet werden konnten. Die Folge vernachlässigter oder ausbleibender Pflege war oft eine Überalterung und Verbuschung vieler Streuobstwiesen. Hinzu kam, dass Streuobstwiesen oft am Ortsrand angelegt wurden und daher immer wieder neuen Baugebieten weichen mussten.

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